Hey Pandas,
„Wertschätzung“ ist ein großes Wort. Fast jeder von euch wird es in seinem Leben schon gehört und benutzt haben. Ja, es ist an der Zeit, dass wir an dieser Stelle einmal über dieses große, abstrakte und doch allgegenwärtige Wort sprechen. Ja, es ist mir wichtig in diesem Text einmal ganz bewusst den Fokus auf Wertschätzung für Fotografen zu legen. Und ja, ich bin mir sehr bewusst, dass Wertschätzung etwas Zwischenmenschliches und beidseitig absolut Wichtiges ist. Auch ein Model erwartet und verdient Wertschätzung. Und trotzdem wird es in diesem Text um Fotografen gehen. „Aber warum?“, fragt ihr euch jetzt bestimmt. Gute Frage! Und meine Antwort ist kurz und knapp: „Ich wurde in den letzten Tagen mal wieder für das Thema sensibilisiert“.
Ich lese in den letzten Tagen immer mal wieder, dass Fotografen von „Fotografen“ Nachrichten bekommen, in denen ihnen mitgeteilt wird, dass ihre Cosplays total toll sind und dass der „Fotograf“ super gerne mal mit ihnen shooten will. Dabei genügt meist ein kleiner Blick in die Instagram-Bio um zu merken: Dieser Mensch ist Fotograf und kein Model. Genau diese Situationen machen eine Herausforderung deutlich, vor der Fotografen in den Sozialen Medien stehen. Es mangelt Ihnen schlicht und einfach an Wahrnehmbarkeit. Das Model wird mehr wahrgenommen. Das liegt in der Natur der Dinge und ist auch gut so. Wenn dann aber bei einem Instagramprofil nicht mal mehr in Betracht gezogen wird, dass es sich hier um ein Fotografenprofil handeln könnte, dann ist das schon ein sehr deutliche Geringschätzung der fotografischen Arbeit als Ganzes. Und genau deshalb habe ich mich gefragt: Wie können Models „ihre“ Fotografen wertschätzen und sie unterstützen? Und in welchen Situationen sind Fotografen vielleicht noch mit Geringschätzung ihrer Arbeit konfrontiert?
Dieser Text soll einmal explizit auf die Situation der Fotografen schauen und euch, liebe Pandas, als Gedankenanstoß und Ideengeber dienen, wie ihr die Fotografen eures Vertrauens noch etwas mehr begeistern und motivieren könnt.
So. Jetzt aber genug der Vorreden. Kommen wir zu dem, was der Panda immer tut, wenn er sich mit einem Thema befasst: Er befragt euch! Und ihr habt mir von euren Tipps und Tricks und Erlebnissen erzählt. Ein paar der Rückmeldungen möchte ich, wie immer, mit euch teilen:
Diese Beispiele zeigen eines ganz deutlich: Wertschätzung für den Fotografen ist kein Hexenwerk und motiviert den Menschen hinter der Kamera extrem. Fehlende Wertschätzung der Arbeit hingegen, demotiviert und „zieht runter“. Ich denke jeder von euch kann das nachfühlen, denn das geht ja jedem Menschen so. Wie kann man Fotografen jetzt aber die Wertschätzung geben die sie sich wünschen?
Die Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Denn empfundene Wertschätzung ist etwas sehr Individuelles. Hier gilt es, ein Gespür für sein Gegenüber zu entwickeln. Das ist beim Ersten Shooting natürlich schwierig, aber mit ein paar kleinen Standards macht ihr schon sehr viel richtig.
Wertschätzung vor dem Shooting
Wertschätzung beginnt in den meisten Fällen schon vor dem eigentlichen Shooting. Eine kleine, genaue Recherche zum Profil und zum Portfolio des Fotografen ist nicht schwer. Schaut euch an, wie der Fotograf arbeitet, was euch am fotografischen Stil besonders anspricht und überlegt euch: Weshalb möchte ich unbedingt mit diesem Fotografen arbeiten. Das klingt zwar banal, hat aber einen großen Effekt: Ihr befasst euch intensiver als nur „einen Scrollwisch“ mit der Arbeit des Fotografen. Zu dieser kleinen Recherche noch ein kleiner Tipp: Wenn eure Antwort am Ende „Weil ich Bilder von meinem Cosplay will!“ lautet, dann tut euch und dem Fotografen einen Gefallen und sucht nach einem anderen Partner für das Shootingprojekt.
Die Antworten, die ihr bei eurer Recherche finden könnt, können vielseitig sein. „Der Stil passt super zum Charakter, den ich shooten will“, „Der Umgang mit den Farben im Bild spricht mich total an“, „Der Fotograf wurde mir als zuverlässig empfohlen und mir ist Zuverlässigkeit und Sicherheit wichtig!“, etc.
Wenn ihr eure Antworten habt, dann kommt ein wichtiger Schritt, der manchmal Überwindung kostet: Zeigt Initiative! Traut euch, den Fotografen anzuschreiben. Nehmt euch Zeit für die Kontaktaufnahme und schreibt eure „Bewerbung“ in einem ruhigen Moment. Vertraut mir! Euer Shootingpartner in spe wird das zu schätzen wissen (und wenn nicht, ist es ganz einfach nicht der richtige Partner für Euch). Einige meiner Shootings sind vor allem deshalb zustandegekommen, weil mich die Nachrichten der Models so positiv überrascht haben. Das „Wie“ macht hier wahnsinnig viel aus.
Teilt dem Fotografen mit, wer ihr seid, was ihr shooten möchtet und aus welchem Grund ihr unbedingt mit dieser speziellen Person zusammenarbeiten möchtet. Gut dosiertes, ehrliches Lob und eine nachvollziehbare Motiviation werden euch helfen. Versprochen!
Merkt euch eine Grundregel: Ehrliche und offene Kommunikation in jeder Phase der Zusammenarbeit trägt zum Gefühl der Wertschätzung bei.
Wertschätzung am Tag des Shootings
Sind wir mal ehrlich miteinander: Bei einem Shooting – vor allem wenn es im Hobbykontext und auf TfP-Basis stattfindet – möchten sich alle wohlfühlen und Spaß haben. Natürlich könnt ihr dem Fotografen eine Kleinigkeit mitbringen. Dankeschön-Schokolade, Kekse oder sonstiges leckeres Knabberzeug freuen den Fotografen sicherlich. Auch ein kleines Trinkgeld oder ein gemeinsames Essen gehen am Ende des Shootings können Spaß machen und Wertschätzung ausdrücken.
Mir ist an dieser Stelle klar, dass nicht jeder von euch dem Fotografen auf diese Weise danken kann oder will. Und das ist auch okay. Lasst mich aber etwas ansprechen, was ein absolutes Muss für mich bei einem Shooting ist: Das Wort „Danke!“ Wie ihr dieses Wort verpackt ist euch überlassen. Achtet aber bitte darauf, dass ihr euch für das Shooting bedankt. Gerade bei TfP-Shootings und im Hobbybereich investiert der Fotograf seine Freizeit in die Arbeit mit euch. Ein „Danke für das tolle Shooting“, „Danke für die entspannte Atmosphäre“ oder „Danke dass ich mich vor deiner Kamera so wohl fühlen konnte“ ist auf jeden Fall drin oder? Hand aufs Herz: Wer hört nicht gerne, wenn sich bedankt wird.
Apropos Danke: Wisst ihr wofür ich jedes mal total dankbar bin? Für direktes, aufrichtiges Feedback vom Model. Ich versuche nach jeder Pose einmal gemeinsam mit dem Model auf die Bilder in der Kamera zu schauen. Und ich liebe es, wenn ich ein Model habe, das mir direkt sagt, was ihm gefällt und was es gerne anders probieren würde. Mich motiviert das. Mir hilft das besser zu werden. Außerdem zeigt es mir, dass wir gemeinsam am perfekten Bild arbeiten und das Model die Zusammenarbeit ernst nimmt. Ich weiß dass es „da draußen“ einige Fotografenkollegen gibt, die das nicht so intensiv möchten oder es vielleicht auch vergessen. Mein Tipp an der Stelle: Den freundlichen Wunsch „Lass uns zusammen kurz auf die Bilder schauen“, könnt ihr guten Gewissens während des Shootings aussprechen.
Bringen wir den wertschätzenden Tag zu Ende. Stellen wir uns kurz vor wie der Tag lief: Ihr hattet ein tolles Shooting, mit viel Austausch und gemeinsamer Arbeit am perfekten Bild. Ihr habt euch Dankend voneinander verabschiedet und du hast dem Fotografen am Ende des Shootings noch eine Dankeschön-Schokolade, ein Trinkgeld (gerne auch via Paypal 😉 ) oder ein gemeinsames „After-Shooting-Essen“ zugesteckt. Was passiert jetzt? Jetzt beginnt das Warten auf die Bilder. Macht euch eine Sache bewusst: Wertschätzender Umgang endet nicht mit dem Tag des Shootings. Es gibt auch danach noch viele Basics im wertschätzenden Umgang. Auf die gehen wir jetzt ein.
Wertschätzung nach dem Shooting
Wie es nach dem Shooting weitergeht, hängt maßgeblich vom Fotografen ab. Ich zum Beispiel sichte nach einem Shooting die Bilder und die Models erhalten dann eine Auswahl an unbearbeiteten Bildern als hochauflösende JPGs von mir. Grundlegend gebe ich die Bilder auch für die Bearbeitung durch Dritte frei, wünsche mir aber, dass das Model mir mitteilt, welches Bild durch wen bearbeitet werden soll. In meinem Fall sind solche Dinge in einem TfP-Vertrag mit dem Model geregelt. Das gibt Sicherheit für beide Seiten und natürlich gehört es zur Wertschätzung, dass beide Seiten sich daran halten. Aber auch hier gilt: Jeder Fotograf handhabt das anders. Sobald ihr die Bilder erhaltet, denkt auch hier an ein kurzes „Danke für die Bilder.“
Wenn die Bilder bereits bearbeitet sind, dann könnt ihr dem Fotografen auch gerne noch einmal für die Arbeit danken, die er in eure Bilder gesteckt hat. Natürlich gilt auch hier: Ehrliches Feedback ist ein Geschenk an den Fotografen. Egal ob Lob oder Verbesserungswünsche: Sagt ehrlich was ihr wahrnehmt, was ihr empfindet und was ihr denkt oder euch wünscht. (Kommunikationstechniken mit denen ihr ehrliches und trotzdem motivierendes Feedback geben könnt, kann ich gerne an anderer Stelle mal mit euch teilen. Wenn ihr euch das wünscht, dann schreibt mir gerne eine Nachricht oder hämmert es in die Kommentare 😉 )
Der nächste Punkt scheint tatsächlich trivial zu sein, ich glaube aber, dass viele die Wirkung dieses Punktes unterschätzen. Versucht die Bilder eurer gemeinsamen Arbeit zeitnah zu verwenden und zu veröffentlichen. Eines möchte ich hier ganz klar sagen: Die Gestaltung eurer Social Media Profile obliegt ganz allein euch und ich möchte und kann euch da nicht „reinquatschen“. Denkt aber daran: Nicht nur ihr freut euch, wenn der Fotograf eure Bilder postet, sondern der Fotograf ist mindestens genauso happy darüber wenn ihr eines seiner Bilder bei euch postet.
Und wo ich gerade so vom Posten schreibe, hier noch ein paar kleine, aber wichtige Gedanken:
Tagged den Fotografen auf eurem Post, nennt und verlinkt ihn in den Credits. Ok, zugegeben, viele von euch werden jetzt sagen „Das ist doch Standard!“ Vertraut mir: So Selbstverständlich wie ihr und ich das seht, ist es bei Weitem nicht. Auch eine lobende Erwähnung oder ein paar dankende Worte im Fließtext sind eine tolle Option für mehr Wertschätzung der fotografischen Arbeit.
Lasst uns jetzt auf den wichtigsten Teil des Posts schauen. Das Bild selbst. Hier gilt eine Grundregel: Wenn ihr ein fertig bearbeitetes Bild von einem Fotografen erhaltet und es postet, dann postet es bitte genauso, wie der Fotograf es bearbeitet hat. Denkt immer daran: Für den Fotografen ist das fertige, bearbeitete Bild sein Kunstwerk. Es ist das Ergebnis seiner Handwerkskunst, verziert mit seiner ganz persönlichen Note und Handschrift. Dieses Kunstwerk durch einen zusätzlichen Filter oder „Verschönerungen“ zu zerstören ist die größte Geringschätzung, die ihr dem Fotografen zeigen könnt. Für mich ganz persönlich wäre das Verändern eines von mir bearbeiteten Bildes ein Grund, nie wieder Zeit in eine Zusammenarbeit mit dem betroffenen Model zu investieren. Deshalb eine ganz Große Bitte: Verändert keine final bearbeiteten Bilder des Fotografen.
Wenn ihr bis hierher gelesen habt, sage ich euch: Vielen herzlichen Dank. Das zeigt mir, dass euch das Thema wichtig ist. Und genau deshalb ist es jetzt Zeit für ein paar Tipps für Wertschätzung ohne eine Zusammenarbeit.
Wertschätzung unabhängig von der Zusammenarbeit
Ich bin mir sicher, ihr alle folgt Fotografen, deren Arbeit ihr mögt, die euch inspiriert oder die ihr bewundert. Und natürlich schätzt ihr alleine schon dadurch die Arbeit des Fotografen wert. Das ist großartig und dafür Danke!
Mir fällt im Social Media Umfeld immer wieder ein Phänomen auf, dass ich schade finde: Das Model bekommt bei tollen Bildern tendenziell mehr Aufmerksamkeit. Versteht mich bitte richtig, ich gönne dem Model den Erfolg. Doch wie ich bereits am Anfang geschrieben habe, mangelt es Fotografen oft an Wahrnehmbarkeit. Woher kommt das eigentlich?
Ein Grund ist total offensichtlich und menschlich: Oft sieht man ein Bild und denkt: „Boah sieht diese Person großartig aus!“. Und schon liegt die Aufmerksamkeit – zu Recht – auf dem Model und dessen Arbeit. Die Person, die das Bild erschaffen, komponiert und gestaltet hat, geht hier unter. Das Ganze wird durch „Sharing-Seiten“ noch verstärkt, gerade weil diese Seiten den Fokus noch mehr auf die Models legen und den Fotografen oft nicht einmal nennen, geschweige denn verlinken.
Auch Cosplayer untereinander unterstützen sich oft intensiv. Sie sagen sich gegenseitig, wie toll die Cosplays aussehen und wie toll die Bilder sind. Dieser Umgang ist toll. Aber auch hier ist der Fotograf in den meisten Fällen eine höfliche Randerwähnung. Dabei hängt die Wirkung und Wahrnehmung eines Cosplays maßgeblich vom Fotografen ab.
Fragt euch selbst: Wie oft seht ihr Fotografen im Fokus der Aufmerksamkeit?
Die spannende Frage lautet jetzt: Wie kann ich den Fotografen, den ich unterstützen möchte, in den Fokus rücken? Die Lösung ist denkbar einfach: Teilt bewusst Posts von Fotografen. Eine weitere, tolle Methode ist, den Fotografen in Kommentaren unter Cosplaybildern aktiv zu erwähnen und zu loben. Diese kleinen, bewussten Unterstützungen sind Gold im Social Media Umfeld und Balsam auf der Fotografenseele.
Unterstützung ohne Zusammenarbeit ist noch auf viele andere Arten möglich. Zum Beispiel durch Unterstützung per Ko-fi, Patreon, Paypal oder ähnliches. Auch eine aktive Empfehlung des Fotografen, oder ein bisschen Werbung im Freundes- oder Followerkreis ist großartig.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele andere Möglichkeiten. Egal ob Editing Commissions, der Kauf von Tutorials oder der Kauf von Overlaypaketen: Ihr habt wahnsinnig viele Optionen. Nutzt sie gerne!
Ein paar Gedanken zum Schluss
Wertschätzung ist etwas, dass auf vielen Ebenen stattfindet. Und zum Schluss noch einmal ganz klar: Wertschätzung hat jeder Mensch verdient. Und natürlich gibt es auch Fotografen, denen mehr Wertschätzung im Umgang mit Models gut zu Gesicht stände. Letztendlich gelten alle hier genannten Punkte und Ideen natürlich auch für den Umgang mit Models. Am Ende geht es doch darum, dass wir uns alle gegenseitig ernst nehmen und unsere Arbeit gegenseitig schätzen. Deshalb meine Botschaft an euch, die ich immer wieder vermitteln möchte: Geht positiv und fair miteinander um und reflektiert euch auch immer wieder selbst. Wenn wir das alle tun, wird die Community zu einem noch besseren Ort für Alle.
Alles Gute
Euer Panda
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