Gamescom 2019 – Warum ich ab 2020 meine Kamera zuhause lasse

„Hä, wie jetzt? Keine Cosplaybilder mehr auf der Gamescom?!“ Ja. Genau das ist die Kernaussage, deren Aussprache mir nicht leicht fällt. Wie kommt es dazu?

 

Mein Anspruch

 

Die Gamescom ist für mich vor Allem eines: Die Chance auf eine tolle Zeit mit Menschen die mir wichtig sind. Sie ist toll zum zocken, zum quatschen, einfach zum Nerd-sein.

Diese Zeit habe ich in den letzten Jahren immer weiter zugunsten von Cosplayfotos zurückgefahren. Das möchte ich wieder ändern. Aus diesem Grund habe ich schon in diesem Jahr meiner Kamera an 2 von 3 Tagen Hausarrest erteilt. Und ich habe gemerkt: Das tat mir gut.

Dass Cons immer eine riesige Menschenansammlung sind, ist nichts Neues. Gerade auf der Gamescom sind Cosplayer sehr häufig von Fotografen aller Coleur umringt. Vom Selfi-Profi, über den Handyknippser bis hin zum „Ich-habe-keinen-Stand-gebucht-habe-mein-Studio-aber-mitgebracht“-Fotografen. Versteht mich nicht falsch: Es ist gut, dass diese Menschen da sind. Es ist schön, dass sie den Cosplayern Aufmerksamkeit schenken. Für mich sind diese Menschen  – in der Menge, wie sie auf der Gamescom anzutreffen sind – aber Stress pur.

Zum einen kriege ich jedes Mal einen Hals, wenn ungefragt Bilder von Cosplayern gemacht werden, (dabei spielt es keine Rolle, ob mit dem Smartphone oder mit der Canon EOS 5D Mark IV. Fragen ist Pflicht.) zum anderen hab ich in den letzten Jahren eine Macke an mir bemerkt: Ich bin als Fotograf sehr bestitzergreifend. Wenn ich fotografiere, möchte ich, dass das Model zu 100% bei mir und meiner Kamera ist. Ich möchte  keinen oberflächlichen Kamera-Quickie. Ich möchte eine 100% ernste Kamerabeziehung. Um das ganz klar zu sagen: Die manchmal fehlende Aufmerksamkeit ist dabei nicht die Schuld des Models. Es ist egal wie großartig und wie super professionell das Model ist: Die Aufmerksamkeit wandert weg von meiner Linse, wenn ringsum noch 5 oder 6 andere Kameras auslösen. Das ist menschlich und ist niemandem vorzuwerfen. Für mich ist es aber ein frustrierendes Gefühl, dass ich schlicht und einfach nicht mehr haben möchte. Dazu kommt dann noch, dass mich eine solche Situation auch ablenkt. An der dieser Stelle ist es mir wichtig, noch einmal etwas grundsätzliches loszuwerden: Ich finde es ganz schön dreist einfach das Model abzulichten, wenn ein anderer Fotograf gerade seine Arbeit macht.

Ich selbst bin manchmal eine wahnsinns „social potato“: Es ist für mich jedes Mal eine wahnsinnige Überwindung, fremde Menschen anzusprechen und nach einem kurzen Shooting zu fragen bzw den Einstieg in lockeren Smalltalk zu finden. Und trotzdem warte ich geduldig und besiege mich jedesmal selbst, indem ich erst das Model anspreche und Frage. Das Andere Fotografen meinen hart erkämpften Sieg dann für eigene Bilder nutzen und mir so – zumindest teilweise – die gegen mich selbst hart erkämpfte Aufmerksamkeit des Models wieder wegnehmen macht mich innerlich sauer.

Apropos sauer: Liebe Smartphone Fotografen: Ein Model im hautengen Body mit Focus auf den Hintern unbemerkt zu fotografieren, ist nicht nett. Dieses Verhalten stößt bei mir die Produktion eines Hormones an, welches mich dazu zwingt, ungefragt Bilder von Euch zu machen. Allerdings wird das dann nicht heimlich passieren, sondern so deutlich, dass ihr es bemerkt. Wenn ihr mich dann fragt, was das soll, verwundert mich das, denn ich mache ja genau das selbe wie ihr. Klar lösche ich das Bild dann gerne wieder. Einzige Bedingung: Ihr müsst die Popo-fokussierten Bilder von Euren Handys löschen. Fair oder?

Die Kölner Messe

Shootings auf Cons sind immer eine Herausforderung. Auf der Gamescom kann es – zumindest ohne das Richtige Equipment – zu einer echten Hölle werden.

Dunkle Hallen, überall Menschen, Betonwände, überall Müll und Schmutz. Dieses müllige, dunkle, menschenüberfüllte Grau in Grau ist zum Fotografieren – zumindest aus meiner Sicht – denkbar ungeeignet. Sicher: Schöne Bilder kann ich trotzdem machen, aber hier kommt der nächste Punkt ins Spiel:

Mein Bildstil

Auch wenn es mir selbst immer schwer fällt es zu erkennen: Ja, der Stil meiner Bilder hat sich in der letzten Zeit immer weiter verändert. Und damit auch mein Anspruch an meine Bilder. Ja – mit anderer Ausrüstung ließe sich mein persönlicher Anspruch sicher ganz leicht auf der Gamescom realisieren, vielleicht sogar übertreffen. Aber ich habe nun mal nur die Ausrüstung zur Verfügung die ich besitze. Und damit ist es quasi unmöglich auf der Gamescom Bilder zu machen, die mich selbst zufrieden stellen. Ganz unabhängig vom Model.

Neben dem Equipment und dem technischen Aspekt, gibt es dann auch noch den Aspekt der Kölner Messe als Location generell.

Wenn das Licht in den Hallen zu wenig ist und die Wände zu hässlich sind, dann kann man ja die Halle verlassen und draußen shooten. Aber auch auf dem Außengelände ist die gamescom einfach nicht schön. Das frustriert mich seit 3 Jahren immer mehr.

Die Vielfalt der Cosplays

Es ist nur ein ganz persönliches Gefühl, wenn ich sage, dass ich den Eindruck habe, dass die Gamescom cosplaytechnisch zu einer Marvel/LoL Convention geworden.

Spiderman, Deadpool und Captain America sieht man gefühlt an jeder Ecke. Daneben eine Ahri, oder eben diverse KDA Cosplays. Ich persönlich finde das sehr schade. Klar: Jeder soll das Cosplayen, was ihm oder ihr gefällt. Für mich als Fotografen ist die Auswahl in den letzten Jahren jedoch schlicht und einfach sehr eintönig geworden. So schön die Cosplays auch sind und so gern ich sie mir anschaue: Zum Fotografieren ist es für mich mittlerweile echt uninteressant geworden.

Trotz allem: Ich hatte tolle Shootings auf der Gamescom und ich würde diese Shootings auch immer wieder machen. Für das nächste Jahr gilt für mich aber:

Die Gamescom ist weder vom Licht noch von der Location das, was mir beim Fotografieren gefällt. Die Vielfalt der Cosplays, sowie die Anzahl der Cosplayer scheint in den letzten Jahren massiv abgenommen zu haben, was meine persönliche Begeisterung bremst. Gepaart mit der Menge an „Fotografen“ die ihre Kamera einfach nur „draufhalten“, ist das Shooten auf der Gamescom für mich im den letzten Jahren immer mehr zum zeitaufwändigen, frustrierenden, Stressfaktor geworden. Und diesen Stressfaktor möchte ich mir in Zukunft nicht mehr geben.

Natürlich habe ich Spaß beim Fotografieren. Und natürlich ist die Gamescom absolut toll um neue Cosplayer zu finden oder mit Cosplayerin zu arbeiten, die ich sonst nie treffen würde. Und ja, ich werde mir irgendwie Ersatz dafür überlegen.

Jetzt möchte ich aber erstmal, die tollen Eindrücke von der Gamescom nachwirken lassen und mich an den schönen Bildern aus den Shootings freuen. Und ab 2020 ist die Gamescom für mich dann „Freundes-Quality-Time“.

Wir habt ihr die Gamescom erlebt?

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